Im Jahr 2018 lag das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei rund 87'500 Milliarden US-Dollar. Dem gegenüber steht der weltweite Derivatemarkt, welcher im selben Jahr auf zwischen 550'000 und 1'200'000 Milliarden Dollar geschätzt wurde (die Grösse dieses Marktes lässt sich nicht exakt bestimmen). Dieses Verhältnis zeigt auf, dass offensichtlich zuwenig wirkliche Werte existieren, welche den «Wetten und Versprechungen» der Derivate gegenüberstehen. Dieses Missverhältnis ist eine Finanzblase. Blasen platzen irgendwann mal. Daher investieren Kapitaleigner gerne neben Rohstoffen in Boden bzw. Immobilien.
Ausländische Immobilienfonds kaufen Schweizer Boden auf
Das kriegt die Schweiz zu spüren: Es sind immense Geldmittel vorhanden, welche in hiesigen Boden investiert werden. Und viel Geld stammt aus dem Ausland – etwa vom weltgrössten Vermögensverwalter «BlackRock». Denn in der Schweiz wurde im Jahr 2000 das Lex-Koller-Gesetz gelockert, es regelt den Erwerb von Grundstücken durch Firmen und Personen im Ausland: Ausländische Investoren dürfen seither in der Schweiz Gewerbeliegenschaften erwerben und sich an Immobiliengesellschaften beteiligen. Dieser Run auf Boden treibt die Preise massiv in die Höhe.
Um an weitere Grundstücke heranzukommen, gehen die hochkapitalisierten Immobiliengesellschaften dreist vor: Sie versprechen etwa kostenlose Projekt- und Arealentwicklung – und sie verheissen gute Steuerzahler. Gerade Gemeinden fallen nur zu gerne auf solche Köder herrein. Doch schliesslich geht es den Immobiliengesellschaften darum, mit wenig Aufwand eine hohe Rendite zu realisieren. Dazu fordern sie den Ausbau der Infrastruktur – zu Lasten der Steuerzahler. In aller Regel steigt auch der Steuerertrag für die Gemeinden nicht. Denn reiche Leute beanspruchen viel Platz und sie sind oft versiert darin, Steuern zu umgehen. Würde dagegen verdichtete, preisgünstige Wohnungen geschaffen, läge der Steuerertrag höher, wie das etwa in Zürich zu beobachten ist: Der hoch verdichtete Kreis 4/5 bringt mehr Steuereinnahmen als der Zürichberg, welcher mehrheitlich von finanzstarken Menschen bewohnt wird.
«Neustadt» empfiehlt die Vergabe im Baurecht, so behält die öffentliche Hand das Land. Und der Baurechtszins spült gegenüber einem Landverkauf während einer üblichen 60-jährigen Laufzeit rund doppelt soviel Geld in die Kassen.
Viele Immobilien mit Marktmieten oder -preisen stehen leer. So meldete das Bundesamt für Statistik (BFS) per 1. Juni 2018 dass insgesamt 72'294 Wohnungen unbewohnt waren – viele davon nagelneu oder teuer neu saniert. Es wird also offensichtlich an unseren Bedürfnissen vorbeigebaut. So will «Neustadt» künftig überall dort, wo in der Schweiz Industriebrachen, Militärareale, nicht mehr benutzte Gelände der Bahn, alte Liegenschaften und ähnliche Areale zur Disposition stehen, attraktive Ideen und realisierungsreife Planungen für Arealentwicklungen und Bebauungen vorlegen. Dabei liegt der Fokus eben nicht bei kurzfristig hohen Gewinnen oder Gewinnversprechen, sondern bei der Maximierung von Gemeinwohl, Ökologie und Lebensqualität – was schlussendlich auch monetär gesehen rentabler ist.
CO2-Ausstoss sowie Ressourcenverbrauch drastisch senken
«Neustadt» verfolgt das Nachbarschaftskonzept des 2010 gegründeten Verein «Neustart Schweiz» (www.neustartschweiz.ch) und realisiert Nachbarschaften und Quartiere mit einem hohen sozialen und ökologischen Wert, in denen die 2000-Watt- und 1-Tonne-CO2-Gesellschaft gelebt werden kann. Und die wesentlich mehr Lebensqualität aufweisen, als etwa heutige Siedlungen in der Agglomeration.
24,4% der gesamthaft anfallenden Umweltbelastung entfällt in der Schweiz auf das Konto «Wohnen». Doch die Nahrungsmittelproduktion, so wie wir sie heute kennen, verursacht eine noch grössere Umweltbelastung: 28% der gesamten Umweltprobleme haben wir der industriellen Landwirtschaft zu «verdanken». Jede Kilokalorie auf dem Teller benötigt zehn Kilokalorien Erdöl – für Transport, Gewächstunnels und Beheizung, aber auch für Dünger. Daher hat eine typische ökologisch und sozial integrierte Nachbarschaft eine eigene Lebensmittel-Versorgung. Und deshalb setzt sich «Neustadt» auch für saisonale und regionale Ausrichtungen der Lebensmittelversorgung ein.